Presseaussendung 09.09.2018 – Vorweg: Der Obus ist viel besser als sein Ruf! Er fährt mit sauberer, nachhaltiger Energie, braucht keine Entsorgung, fährt geräuscharm durch die Stadt und schafft mit seiner Oberleitung eine klare Struktur für die Wege der Stadtentwicklung. Beeinträchtigt wird der Obusbetrieb durch die fehlenden durchgängigen Busspuren und den nach wie vor dichten Autoverkehr in der Stadt, der den Obusverkehr massiv behindert. Ursache der oft kritisierten Unpünktlichkeit ist daher nicht der Obusbetrieb, sondern der Autoverkehr. Es ist dem Personal und dem Management zu verdanken, dass auch ältere Fahrzeuge im Notfall eingesetzt werden müssen – dies ist auch in anderen Städten wie Zürich der Fall. Die Fahrpläne einzuhalten ist für alle Verkehrsbetriebe ein Muss! Die überparteiliche Mobilitätsplattform FORUM MOBIL spricht den Bediensteten ein großes Dankeschön für deren Leistungen aus.

Obus Bahnhof

Obus am Salzburger Hauptbahnhof

Stein des Anstoßes ist die seit 1999 bestehende Vereinbarung zwischen Stadt und Land

Anlässlich der Fusion von Stadtwerken und SAFE im Jahr 1999 haben die Partner Energie AG (OÖ) und die Stadt Salzburg eine bestimmte Kilometer-Leistung vereinbart. Etwaige Mehrleistungen müssen Stadt und Land bestellen und finanzieren. Dies ist seit 1999 (!) nicht erfolgt. Statt die Dividende von jährlich 17,7 Mio. Euro für Mehrleistungen zu verwenden, flossen die Millionen in die Budgets von Stadt und Land. Seit damals bleibt die Kilometer-Leistung unverändert bestehen – egal, ob es neue Obus-Linien gibt oder Taktverdichtungen notwendig sind. Das Management der Verkehrsbetriebe muss seit 1999 (!) jährlich teilweise Kilometer umschichten – daraus resultiert auch zum Ärger der Fahrgäste der ausgedünnte „Sommerfahrplan“, der Fahrkilometer einspart –, um im Herbst wieder zum normalen Fahrplan zurückkehren zu können. Was bei Verkehrsdiensten bei den ÖBB selbstverständlich ist, ist beim Obus-Betrieb nie erfolgt.

 

Verantwortliche der Misere sind die Stadt- und Landespolitik

Daher bedarf es einer effizienten verkehrspolitischen Strategie von Stadt und Land – diese sind Mehrheitseigentümer   der Salzburg AG (in Kooperation mit der Energie AG, OÖ) –, die klar festlegt, welchen Stellenwert die  Salzburg AG als größter Dienstleister des Landes haben soll. Die Entscheidungsfindung ist aufgrund der hochkarätigen politischen Besetzung des Aufsichtsrates (nämlich Spitzenpolitiker von Stadt und Land) einfach. Diese können frei über das Budget bestimmen, Aufsichtsräte bestellen und entlassen sowie festlegen, wie die jährlich stattliche Dividende verwendet wird – Rekordgewinn 2017 mit 46,1 Mio. Euro, davon wurden insgesamt 17,7 Mio. Euro an Stadt und Land überwiesen.

 

Zweckbindung der jährlichen Salzburg AG-Dividende für Öffis gefordert

Die Forderung ist berechtigt, diese Gelder besser zweckgebunden für die Verkehrsbetriebe der Salzburg AG (Obus, Lokalbahn, Schafbergbahn, WolfgangseeSchiffahrt, Pinzgauer Lokalbahn) zu verwenden. Es besteht dafür größerer Handlungs- und Finanzierungsbedarf, nicht nur im Obus-Betrieb:

  • Anschaffung von 25-m-Doppelgelenk-Obussen analog zu LinzLinien
  • Neue Leichttriebwagen für die Salzburger Lokalbahn analog zur Gmundner Straßenbahn – mit weitgehendem zweigleisigem Strecken-Ausbau
  • Taktverdichtungen im Obusverkehr – mindestens Zehn-Minuten-Takt durchgehend, teils Fünf-Minuten-Takt
  • Modernes Ticketing-System analog FAIRTIQ, Schweiz
  • a.

 

Salzburg AG darf nicht weiter Sündenbock der verfehlten Verkehrspolitik sein

Aus der Sicht der Fahrgäste ergibt sich seit Jahrzehnten ein seltsames Schauspiel. Wenn sich Fahrgäste über den Obus- oder Lokalbahnbetrieb ärgern, sind die Schuldigen jedenfalls die Salzburg AG, seien es die Bediensteten, sei es der Vorstand. Politische Vertreter aus Stadt und Land gefallen sich dann darin, öffentlich darüber zu protestieren und die vermeintlich Schuldigen anzuprangern.

 

Obus ist die derzeit leistbare Straßenbahn

Die überparteiliche Mobilitäts-Plattform FORUM MOBIL erwartet von der neu zu errichtenden Planungsgesellschaft von Stadt und Land, ein ganzheitliches Verkehrskonzept und nicht nur eine Lokalbahnverlängerung durch die Stadt zu planen. Es muss eine Politik geben, die  zwischen Nah- und Fernzielen unterscheidet.

 

Peter Haibach
FORUM MOBIL-Sprecher