Die Salzburger Innenstadt lässt durch Corona die Tristesse deutlich erkennen.

Große Flächen, die den Menschen und den Gästen eigentlich zum Leben und Verweilen zustehen würden, sind zumeist betoniert und ausschließlich dem Pkw-Verkehr gewidmet. Dort, wo deren Platz nicht ausreicht, wird unter der Erde oder in den Bergen Mönchsberg und Kapuzinerberg weiterer Platz geschaffen.

DAS MUSS SICH ÄNDERN!

Es ergeht der Aufruf an die Stadtpolitik, aber auch Innenstadtwirtschaft, für eine gänzliche Umgestaltung der Stadt einzutreten, sodass auf schönen Plätzen die Menschen wiederum das Sagen haben: Ein Verweilen zeigt auf,
dass Markartplatz, Anton-Neumayr-Platz, Karajan-Platz, Mirabellplatz usw. jedwede Lebensqualität verloren haben und immer mehr museale Züge aufweisen, um zu den Kulturstätten oder in Luxusgeschäfte zu kommen.

Die Stadt Salzburg neu planen, muss die Devise sein!
Für Familien ist in der Stadt wiederum Platz zu schaffen, dass sie teils wieder vom Land in die Stadt zurückkehren. Mutig wäre es, ein Planungsteam Kopenhagen zu beauftragen, Salzburg so zu gestalten, wie in Kopenhagen bereits geschehen.
Peter Haibach

„WO ABER GEFAHR IST, WÄCHST DAS RETTENDE AUCH“ – Friedrich Hölderlin (vor 250 Jahren)

Arno Gasteiger, ehemaliger Vorstandssprecher Salzburg AG

Wir erleben jetzt, wie die Stadt Salzburg sein kann, wenn der Verkehr stark zurückgegangen ist. Die Luft riecht nach Frühling und nicht nach Abgasen von Autos, die Lunge muss sich nicht mehr mit dem Feinstaub aus dem Autoverkehr plagen, der Verkehrslärm an den großen Straßen ist halbiert, die Anrainer schlafen besser, die Zahl der Verkehrsunfälle und die der dabei Verletzten hat stark abgenommen.

Sollte es nicht unser aller Ziel sein, zumindest einen Teil dieses Zuwachses an Gesundheit in die Zeit nach Corona hinüberzuretten?


Erwin Krexhammer, probahn Österreich-Mitarbeiter

Jetzt besteht die einmalige Chance, das 29 Millionen teure Projekt einer Mönchsberggaragen-Erweiterung zu stoppen. Preuner und Auinger sollten in die Mangel genommen werden. Eine Stadt, die jetzt aufatmet, muss endlich vom Individualverkehr erlöst werden.

Das Argument, die erweiterte Mönchsberggarage diene nur dazu, Stellplätze für die Altstadtbewohner zu schaffen, widerspricht dem Grundgedanken, Autos aus dem Kern der Städte zu drängen. Diese Stellplätze gäbe es bereits, man hätte sie schon längst in die bestehende Mönchsberggarage integrieren können. Vermutlich wird es bei diesem Punkt ohne Aktionismus — da sollte sich gefälligst auch einmal die Jugend beteiligen — wohl kaum gehen.


Winfrid Herbst, Vorsitzender Naturschutzbund Salzburg

Das galoppierende Aussterben von Tier- und Pflanzenarten, der weltumspannende Verlust an fruchtbaren Böden oder der Klimawandel bedrohen uns wie die erdumrundende Seuche Covid 19. Es bleibt nur ein Ausweg: Wir werden wohl anders leben müssen!


Katrin Gudlaugsson, freie Redakteurin

Ich war auch heuer wieder – wie schon seit etlichen Jahren – in den Abendstunden mit den „Froschklaubern“ in der Sinnhubstraße unterwegs. Dabei nahmen wir erfreut zur Kenntnis, dass heuer das Verkehrsaufkommen deutlich geringer war und auch fast keine totgefahrenen Amphibien auf der Straße zu sehen waren. Auffallend ist auch, dass es in der Stadt viel ruhiger ist, vor allem abends.


Markus Fedra, Redakteur Forum Mobil

Man kann derzeit gut beobachten, wie schnell und  pünktlich der Öffentliche Verkehr sein kann, wenn er Vorrang genießt – so wie andere Städte (z. B. München, Zürich) das seit Langem umsetzen. Jetzt sollten die Voraussetzungen geschaffen werden, damit schnelles Vorankommen auch in Zukunft möglich bleibt – u. a. durch gezielte Ampelbeeinflussung, Busspuren, Haltestellenkaps und ein Ende des Ticketverkaufs bei Busfahrern. Die derzeit erreichbaren Fahrzeiten sollten die Vorlage für die Zukunft sein.


Karl Schambureck, Unternehmer

Corona führt zur Veränderung der Perspektive – statt des Blicks durch die Windschutzscheibe des Autos ergeben sich beim Spaziergang neue Blickpunkte: Hier blüht ein Gänseblümchen, dort ein Löwenzahn – wie schön! Und wie mag dieses blaue Blümchen heißen? Und ein Vögelchen zwitschert – herrlich!


Klemens Pürmayr, Radlobby Salzburg

An meinem Wohnort fallen mir die Ruhe und verbesserte Luft auf, die seit Mitte März eingekehrt sind. Morgens ist fast kein Auto mehr auf den Straßen Bergheims unterwegs, und die geringe Zahl an Flugbewegungen reduziert die Lärmbelastung deutlich. Es ist ein gutes Gefühl, deutlich mehr Menschen spazieren gehen oder radfahren zu sehen. Mir scheint, dass diese Entschleunigung uns allen gut tut.


Hannes Augustin, Geschäftsführer Naturschutzbund Salzburg

Überleben, so lautete vor etlichen Jahren eine Kampagne des Naturschutzbundes, mit der insbesondere auf die Lebensbedürfnisse unserer Mitgeschöpfe aufmerksam gemacht werden sollte. Nun geht’s uns Menschen selbst – viral – an den Kragen. Während bisher das Insektensterben (ausgesummt!) oder das Vogelsterben (ausgezwitschert!) nur verhältnismäßig wenige Menschen aus der Ruhe brachte, rückt uns jetzt die viral verursachte übergroße Ruhe in Verkehr und Wirtschaft (ausgebrummt!) massiv zu Leibe. Wir sind zum „Zurückfahren“ oder gar zum „Herunterfahren“ und zum „Zuhausebleiben“ angehalten. Nur unser Geist ruht nicht. In dieser erzwungenen oder neu gewonnenen Muße finden wir hoffentlich gemeinsam zur Erkenntnis, dass wir in Zukunft etwas langsamer und mehr im Einklang mit der Natur leben und wirtschaften müssen. – Sonst wird uns in absehbarer Zeit die für viel mehr Menschen noch viel dramatischere Klimakrise unerbittlich treffen.