Salzburger Testumgebung für automatisierte Mobilität

Die Testfahrten mit einem selbstfahrenden Minibus sind ein erster Baustein einer geplanten Salzburger Testumgebung für automatisierte, lokale Mobilität. Die Testumgebung soll digitale und physische Testinfrastrukturen bereitstellen, um selbstfahrende Fahrzeuge für den öffentlichen Personennahverkehr im Test- und Realbetrieb auf Herz und Nieren zu prüfen bzw. systematisch weiterzuentwickeln.

 

Elisabeth Häusler, Operator, Selbstfahrender Minibus, Koppl, Teststrecke, Salzburg Research, PK, 20170424, Salzburg, (c)wildbild

Elisabeth Häusler, Operator des selbstfahrenden Minibus. Foto: wildbild

„Die Frage ist nicht mehr, ob die automatisierte Mobilität kommt, sondern wie wir automatisierte Mobilität zukünftig gestalten, um ein effizientes, umweltverträgliches und leistbares Mobilitätssystem zur Verfügung zu stellen. Eine offene Testumgebung ermöglicht ein gemeinsames Lernen für alle Beteiligten, um offene Fragen rund um automatisierte Mobilität in den kommenden Jahren zu beantworten und damit eine gezielte Entwicklung zu ermöglichen bzw. Entscheidungsgrundlagen zu schaffen“, sagt Karl Rehrl.

 

Offene Forschungsfragen sind z.B.:

  • Gestaltung des Mobilitätssystems: Wie können sich automatisierte Fahrzeuge sinnvoll in bestehende (öffentliche) Verkehrssysteme einfügen? Wie sollen/müssen diese Systeme zukünftig gestaltet werden?
  • Mensch-zu-Maschine-Kommunikation: Im täglichen Verkehrsgeschehen passiert viel Kommunikation von Mensch zu Mensch. Das betrifft z.B. die Fahrgastkommunikation: Wie interagiert der Bus mit seinen Fahrgästen, wenn kein Fahrer im Wagen ist (und in Zukunft keine Begleitperson mehr mitfährt)? Wie funktioniert die Kommunikation mit anderen Verkehrsteilnehmern? Wie erkennt z.B. der Bus, dass ein anderer Autofahrer dem Bus Vorfahrt gewährt?
  • Maschine-zu-Maschine-Kommunikation: Wie kommuniziert der Bus mit anderen Fahrzeugen? Wie mit der Infrastruktur wie beispielsweise Ampeln?
  • Besondere Verkehrssituationen: Wie kommt der Bus mit großen Steigungen und bei wechselnden Untergrundsituationen (Nässe, Schnee, Eis etc.) zurecht? Was passiert, wenn sich Gegenstände auf der Fahrbahn befinden?
  • Soziale Faktoren: Wie sicher fühlen sich die Fahrgäste?
  • Usw.

 

Für den Vollausbau der Testumgebung ist geplant, auch andere Minibusse von anderen Herstellern nach Salzburg zu holen. Interessierte Unternehmen, Forschungseinrichtungen, öffentliche Organisationen sind eingeladen, die Testumgebung für eigene Testversuche oder Forschungsfragen zu nutzen.

 


Rückfragehinweis:

Dr. Karl Rehrl, Leiter Forschungsschwerpunkt Intelligente Mobilität Salzburg Research Forschungsgesellschaft mbH 0662/2288-416, karl.rehrl@salzburgresearch.at

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HINTERGRUNDINFORMATION: 

 

Rahmenbedingungen für automatisiertes Fahren

 

Österreich: Die Rahmenbedingungen für automatisiertes Fahren in Österreich sind durch die AutomatFahrV des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) festgelegt. Auszug Abschnitt 2, §7:

Autonomer Kleinbus:

(1) Im Sinne dieser Verordnung gilt als autonomer Kleinbus, ein Fahrzeug der Klassen M1, M2 und M3,das mit einem System ausgerüstet ist, das in der Lage ist, bei einer Geschwindigkeit bis zu 20 km/h alle Fahraufgaben zu übernehmen.

(2) Dieses System darf von Fahrzeugherstellern, Entwicklern von Systemen und Forschungseinrichtungen getestet werden.

(3) Das System darf auf Straßen mit öffentlichem Verkehr nur verwendet werden, wenn vorab mit dem System mindestens 1000 Testkilometer zurückgelegt worden sind.

(4) Der autonome Kleinbus darf auf einer vordefinierten Teststrecke getestet werden.

(5) Sobald der Lenker das System aktiviert, werden sämtliche Fahraufgaben auf das System übertragen. Das System muss daher in der Lage sein, alle Fahrsituationen automatisch zu bewältigen.

(6) Es muss eine Notfallvorrichtung vorhanden sein, mit der das System deaktiviert werden kann. Wenn es zu einer kritischen Situation kommt, muss der Lenker die Notfallvorrichtung unverzüglich betätigen.

(7) Das System darf bis zu einer Maximalen Geschwindigkeit von 20 km/h getestet werden.

(8) Während des Testzeitraumes dürfen Personen ausschließlich auf den vorgesehenen Sitzplätzen und nicht gewerblich befördert werden.

Gesamte Verordnung: https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/BgblAuth/BGBLA_2016_II_402/BGBLA_2016_II_402.pdf

Salzburg: Damit der Minibus auf Salzburgs Straßen fahren darf, bedarf es der Zustimmung des Landeshauptmannes.

 

Der Minibus Navya Arma – Daten

Bei den ersten Testfahrten in der Salzburger Altstadt im Oktober 2016 fuhr der Prototyp NAVYA Arma DL3. Für die weiteren Testreihen in Salzburg kommt ab Mai 2017 das Nachfolgemodell NAVYA Arma DL4 zum Einsatz.

NAVYA Arma DL 4 (Liefertermin: Mai 2017)

  • Dimensionen: 4,75 m lang, 2,11 m breit, 2,65 m hoch
  • Antrieb: Elektromotor
  • Lokalisierung und Hindernis-Erfassung:
2 360° multi-layer LIDARs (Light detection and ranging)
6 180° mono-layer LIDARs
Stereovision Kamera
Odometrie (Position und Orientierung anhand der Daten seines Vortriebsystems)
  • Geschwindigkeit: max. 45 km/h (erlaubte Maximalgeschwindigkeit im Testbetrieb: 20 km/h)
  • Kapazität: max. 11 Personen (9 Personen im Testbetrieb)
  • Fährt vordefinierte Strecken
  • Verfügt über Not-Aus-Knopf
  • Geschulte Begleitperson fährt im öffentlichen Bereich immer mit
  • Erfahrungen im Mischverkehr und mit Personentransport vorhanden

Zulassungsinhaber für den Salzburger Bus: Salzburg Research Forschungsgesellschaft mbH.

 

 

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